Appartements | Miete
Bismarckstraße 1
38640 Goslar
Vorplanung
pfitzner moorkens
Entwurfsplanung
Gert Meinhof, Carina Desens, Anna Jaacks
Bauherr
Dr. Meinhof und Felsmann GBS GmbH & Co. KG
Neues Leben im Theater
Das traditionsreiche Einzeldenkmal „Odeon-Theater“ entstand um 1900 zunächst als private kulturelle Vergnügungsstätte gegenüber des nördlichen Rosentores der Altstadt und in unmittelbarer Nähe der 1860 entstandenen Bahnlinie. So ergaben sich zwei Schauseiten des Gebäudes, jeweils zum Bahngebäude und zur Altstadt hin ausgerichtet.
Die rückseitigen Fassaden hingegen zeigen sich schlicht verputzt, an der Südwestseite wurde 1968 ein Foyerneubau gesetzt, der die historische Eingangssituation auflöste.
Ziel der Revitalisierung ist die Umnutzung des Innenraums und die Wiederherstellung des ursprünglichen äußeren Erscheinungsbilds.
Im Inneren entsteht qualitativ hochwertiger, flexibler, bedarfsgerechter Wohn- und Arbeitsraum zur Miete.
Im Zentrum steht der ehemalige Zuschauerraum, der zum begrünten Atrium und zum gemeinschaftlichen Begegenungsraum für die Bewohner wird.
Der Foyerneubau wird zurückgebaut, sodass die historische Bauform des Odeon wieder hergestellt wird. Zu diesem Zweck wird ebenso der Lüftungsanbau an der Nordwestfassade des Gebäudes entfernt. Die denkmalgeschützte, filigrane Stahlkonstruktion des Daches bleibt erhalten, das Dach selbst wird über dem Innenhof geöffnet.
Rings um das Atrium ordnen sich 19 Wohneinheiten sowie eine Büroeinheit an, wobei ein Großteil der Einheiten über einen Garten oder Balkon verfügt.
Die vorhandene, tragende Struktur bleibt weitestgehend unverändert, die Grundrisse der einzelnen Einheiten werden in diese Struktuir integriert.
Die Schmuckfassaden werden aufgearbeitet, verschlossenen Fensteröffnungen (insbesondere auf der Südwestseite anstelle des ursprünglichen Eingangs) wiederhergestellt und die Risse geschlossen. Die farbige Gestaltung der Schmuckfassaden setzt sich auch auf den schlichten, rückwärtigen Fassaden fort und sorgt für eine einheitliche Gestaltung.
Die neuen Fenster nehmen Bezug zu den historischen Gliederungen und werden zweiflügelig ausgebildet. Die Holzeingangstüren im Erdgeschoss werden erhalten und dienen als „Fensterläden“.
Die aktuell bereits versiegelte Grundstücksfläche soll zukünftig Stellplätzen dienen, anstelle des Foyerneubaus entstehen kleine Gärten mit Pflanzkübeln. Im Innenhof entsteht ein Garten, der sich in einer Fassadenbegrünung fortsetzt.
Das Grundstück wird von der Tappenstraße und der Heinrich-Pieper-Straße erschlossen und trägt zukünftig die Adresse Tappenstraße 1b-1h.
Im November 1899 wurde das Stammhaus des jetzigen Odeon als Röttgers Kaisersaal eingeweiht und diente als Konzert- und Veranstaltungssaal, ab 1922 auch als Lichtspielhaus.
1947 begannen Umbauarbeiten, „Die lustige Witwe“ eröffnete 1949 den erneuten Betrieb. 1950 fand im Odeon der Gründungsparteitag der Bundes-CDU unter Konrad Adenauer statt. In den folgenden Jahrzehnten diente das Theater unterschiedlichsten Künstlern wie beispielsweise Heinz Erhard, Vicco Torriani, den Puhdys, dem Golden Gate Quartett, Uriah Heep und Depeche Mode als Auftrittsort.
1986 wurde der Kinobetrieb im Haus eingestellt. In den folgenden Jahren fanden noch vereinzelte Renovierungsmaßnahmen an, dennoch wurden gravierende Mängel an der Bausubstanz und dem Dach immer deutlicher. Nach vielen Rettungsversuchen schloss der Betrieb im Jahr 2012. Eine offene
Abschlussveranstaltung im November 2019 beendete den Leerstand und markierte den Startpunkt für den Umbau.